Ich treffe A. Rue auf der Ringstraße nicht weit von Ausstellungshalle und Bibliothek.
Er ist auf der Suche nach einem ruhigen Zimmer, um schreiben zu können, im Zentrum oder am
Rand der Stadt, egal wo. Wir gehen ein Stück und reden über sein Buch ("Le livre qui parle de
tout/Das Buch, das von allem spricht"). Über Inhalt und Ausstattung,
über die Zeit die er brauchen wird. Er will wissen, ob ich bereit bin einige
Zeichnungen beizusteuern, wenn es soweit ist. Typisch für Arctus, denke ich,
seine Neugier, seine Pläne in Bezug auf Freunde und deren Arbeit. Lächelnd
sage ich ihm zu. Wir überqueren den Markt, gehen in Richtung Wälle, kreuzen
die Parkanlagen streifen weiter zur Neustadt. Ähnliche Wege die ich mit Menzel ging vor
drei Jahren! Kurzentschlossen will ich ihm einige Bilder und Zeichnungen zeigen. "Die
Reise um mein Zimmer an einem Tag" zum Beispiel oder "Die dritte Linie" und
"Der junge Mistral". Da sind Bilder mit Alltagsdingen, mit Ansichten der Stadt,
mit Treppen und Türen. Vieles ist nicht beendet, vieles nicht geordnet. "Robert Haiss ist einer, der schon mal ’ne Tasche malt!" das bemerkte er letztes Jahr lapidar
in meinem Atelier, vor einem kleinen Ölbild. Mehr ließ sich nicht sagen! Das war übrigens
das letzte Treffen. Ein Sommer, wir lehnten am offenen Fenster gegenüber den Bildern, tranken Bier und sprachen über unsere Reisen und die Menschen die wir liebten. Seine
Augen verharrten allerdings bald auf einer Stelle der Wand. Ich war mir nicht sicher, ob
er noch meine Bilder betrachtete oder eigenwillig zu seinen eigenen gelangt war und wartete auf das, was er sagen würde, wartete auf seine Sätze, seine so gekonnt
umschreibenden Worte! Wahrscheinlich war er inzwischen einfach nur betrunken, konnte nur stur wie
auf eine Bretterwand geradeaus schauen, vielleicht aber sah er dort einen Spalt und da hindurch das, was ich selbst gesehen hatte ...
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